Die italienische Mentalität

Die mitteleuropäische Mentalität der Norditaliener, etwa in Genua, Mailand, Turin und Rom unterscheidet sich deutlich von der mediterran geprägten Mentalität der Süditaliener ab Neapel und der Sizilianer. Zuverlässigkeit und Qualitätsbewusstsein sind im Norden ähnlich stark ausgeprägt wie in Deutschland, während im Zentrum der Aufmerksamkeit der Süditaliener eher die Lebensqualität steht. Auch die Pünktlichkeit nimmt in Italien von Norden nach Süden ab. Die unterschiedlichen sozioökonomischen Wertvorstellungen schlagen sich auch in der wirtschaftlichen Leistung der Regionen nieder. Es gibt ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Eine Ausnahme im Süden ist die Region Apulien, die wirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist.

Italiener sind stark regional verbunden. Mit einer wertschätzenden Bemerkung über ihren Ort oder ihre Region brechen Sie schnell das Eis. Italiener schätzen über den fachlichen Austausch hinweg vor allem Unterhaltungen über Kunst, Musik, Design, Architektur und Film. Wenn Sie diese Themen beherrschen, können Sie bei Italienern punkten.

Die Persönlichkeit und die Beziehungen von Menschen zählen bei Italienern mehr als das Fachwissen. Höhere Führungskräfte werden für ihre Beziehungen und ihr generalistisches Denken geschätzt.

Die Familie ist Italienern wichtig. Sie sind warmherzig und spontan, auch in geschäftlichen Angelegenheiten. Emotionen schwingen immer mit. Auch sachliche Themen können kaum emotionslos besprochen werden. Im Gespräch mit Italienern fallen vor allem die ausgeprägte Mimik und Gestik auf, mit der sie ihre verbale Kommunikation begleiten. Italiener untermauern ihre Aussagen dadurch. Die Kommunikation ist emotionaler und expressiver als die Kommunikation unter Deutschen. Die typische italienische Mimik und die italienischen Gesten sind aber nicht einfach zu imitieren. Italiener tauschen auch viele Komplimente aus, die gern angenommen werden. Bitte werten Sie Komplimente von Italienern nicht ab. Italiener können das als Zurückweisung verstehen. In Unterhaltungen sind Italiener sehr aufmerksam und stellen gern Zwischenfragen. Italiener kommunizieren mit geringerem Abstand zueinander und suchen im Gespräch gelegentlich den leichten Körperkontakt mit ihren Gesprächspartnern. Wenn Sie das abwehren, wirkt es distanziert.

Wundern Sie sich nicht, wenn Italiener Sie mit „dottore“ ansprechen. In Italien wird jeder Akademiker mit diesem Titel angesprochen. Italiener heben sich gern durch eine galante Konversation und stilvolle Kleidung hervor. Kommunikation erfolgt in Italien vorzugsweise mündlich.

Besprechungen mit Italienern laufen anders ab als Deutsche es gewohnt sind. Zwar haben Italiener gern eine Agenda für Besprechungen, aber sie halten sich wenig daran. Eine Agenda bietet lediglich einen Ausgangspunkt für Besprechungen. Die Themen entwickeln sich im Laufe von Besprechungen dann assoziativ. In Besprechungen unter Italienern ist eine hohe Fluktuation der Teilnehmer üblich. Teilnehmer werden ad-hoc hinzugerufen, während andere das Meeting verlassen. Auch ein simultanes Besprechen verschiedener Themen in ad-hoc gebildeten Teilgruppen im selben Meeting-Raum ist nicht unüblich. Es gibt einen permanenten Fluss, in dem sich Lösungen entwickeln.

Italiener zeichnen sich durch ihr Improvisationstalent und ihre Kreativität aus. Sie haben eine Gabe, Funktion mit Design gekonnt zu verbinden. Anders als bei deutschen Konzepten und Konstruktionen fehlen aber oft die letzten wenigen Prozent, die zu Präzision und Perfektion führen würden. Formale Planung und Organisation zählen nicht zu den Stärken von Italienern. Diesbezüglich gibt es hervorragende gegenseitige Ergänzungsmöglichkeiten zwischen Italienern und Deutschen.

In Vereinbarungen ist Italienern eine gewisse Flexibilität wichtig. Vereinbarungen mit größerer Tragweite werden mit Italienern zwar schriftlich abgefasst, aber wichtig ist, wie sie „gelebt“ werden.

Auch wenn der Umgangston in italienischen Unternehmen locker wirkt, werden sie vergleichsweise hierarchisch und autoritär und patriarchalisch geführt. Entscheidungen werden vom Chef getroffen. Italiener nehmen sich mehr Zeit für die persönliche Führung ihrer Mitarbeiter als Deutsche. Dabei kommt ihnen ihre Vorliebe für die mündliche Kommunikation zugute. Geführt wird aber weniger über formale Zielvereinbarungen, sondern durch laufende Abstimmungen.

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