Eine Kreativitätstechnik, die hilft, unbewusste Denkvorgänge für den Problemlösungsprozess nutzbar zu machen, ist die Synektik. Das von William Gordon 1944 entwickelte Verfahren der Synektik basiert darauf, Analogien aus der Natur oder aus persönlichen Erfahrungsbereichen der Teilnehmer zu suchen, deren Lösung auf das vorhandene Problem zu beziehen und daraus konkrete Lösungsansätze abzuleiten. Erfahrungsgemäß ist allerdings gerade das Finden von Analogien für viele Menschen nicht einfach. Ein erfahrener Moderator kann den Einsatz der Methode erfolgreicher machen.
Das Prinzip der Synektik liegt im Speziellen der Bionik zugrunde. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass die Natur im Laufe der Evolution optimale Prozesse und Strukturen entwickelt hat, von denen wir lernen können. Die Bionik liefert Quellen für Ideen, die auf Problemstellungen aus dem Maschinenbau, der Elektrotechnik, Produktentwicklungsprojekten, Geschäftsprozessen etc. übertragen werden können. Es werden zwei Verfahren angewandt: (i) nach dem top-down-Prinzip können für konkrete Probleme Lösungen in der Biologie gesucht werden; (ii) erkannte Lösungen in der Biologie können abstrahiert und als Vorlage für konkrete Herausforderungen in anderen Disziplinen herangezogen werden (bottom-up).
Letztere Vorgehensweise wird auch als Biomimikry bezeichnet, weil die Natur bewusst auf nützliche Muster gescannt wird, die sich übertragen lassen. Beispiele für Biomimikry sind die Nachahmung von Vögeln zur Entwicklung von Flugobjekten (Bewegungsbionik), die Entwicklung von verschmutzungsarmen Lacken und Oberflächen aus der Beobachtung der Mikrostruktur pflanzlicher Oberflächen (Strukturbionik), die Übertragung biologischer Struktur- oder Organisationsprinzipien auf technische Strukturen und Organisationen (ebenfalls Strukturbionik), die Ableitung technischer Informationssysteme von natürlichen Informationsübertragungssystemen (Neurobionik) oder das Optimieren der Versteifung von Doppelwandkonstruktionen durch das Verstehen biologischer Konstruktionselemente (Konstruktionsbionik).
Analogietechniken ist gemeinsam, dass wesentliche Merkmale der betreffenden Situation, in der eine Problemstellung gelöst werden soll, erfasst werden und dann nach weiteren Umfeldern gesucht wird, auf die diese Merkmale auch zutreffen. Dann wird in diesen Umfeldern beobachtet, wie dort die aktuelle Problemstellung bewältigt wird. Im Anschluss wird der gefundene Lösungsweg bzw. die gefundenen Lösungswege auf die vorliegende Herausforderung bezogen, bevor schließlich konkrete Lösungsansätze abgeleitet werden können.