Eine fraktale Organisationsform eignet sich am besten für Umfelder, in denen Projekte akquiriert und in kreativer Weise abgewickelt werden. Aber was ist eine fraktale Organisation eigentlich und wie kann sie gebildet werden?
Das wesentliche Charakteristikum fraktal organisierter Strukturen besteht darin, dass Entscheidungen nicht an der Spitze und nicht an den Knotenpunkten getroffen werden, sondern sich im kommunikativen, sachbezogenen Austausch in den Teams quasi zwischen den Stellen bilden.
Das Entstehen fraktaler Organisationsformen kann folgendem Muster folgen: Zunächst werden in Abhängigkeit mit dem Charakter des Geschäftes die wesentlichen Prozesse identifiziert. Bei einem Lohnfertiger, der laufend in bestehende Lieferketten hineinliefert, werden andere Geschäftsprozesse relevant sein als bei einem Anlagenbauer, der reines Projektgeschäft betreibt, oder bei einem Dienstleister. Diese Prozesse werden dann praxisorientiert gestaltet.
Im nächsten Schritt werden alle Funktionen, die erforderlich sind, um diese Prozesse ausführen zu können, bestimmt und in den Märkten angelegt. Dieselben Prozesse werden dann in einem Strukturbaum auf jeder höheren Ebene ebenfalls in identischer Weise angelegt und mit Ressourcen belegt. Die Anzahl der Strukturebenen richtet sich allein nach den Erfordernissen und sollte so gering wie möglich gehalten werden, um die Strukturkosten zu begrenzen. Wo kein Mehrwert für die nächsttiefere Ebene geleistet werden kann, besteht keine Notwendigkeit für entsprechenden Aufwand. Dieser Mehrwert soll nur in Orientierung und Beziehungsgewinn bestehen, nicht aber in formaler Führung. Die Ebenen sind deshalb nicht im Sinn der klassischen, hierarchischen Linienorganisation zu verstehen, wo es um Reporting-Lines geht, sondern sollen ausschließlich der Zusammenfassung von Verbindungen dienen.
Die Nähe zu Linienorganisationen machen fraktale Organisationen anfällig, „rückfällig“ zum Linienmanagement zu werden. Wenn Sie eine fraktale Organisation umsetzen möchten, achten Sie auf eine sorgfältige kulturelle Vorbereitung Ihrer Belegschaft und darauf, dass die Entscheidungsbereitschaft und die Entscheidungsfähigkeit vor Ort wirklich gegeben ist und dass diese Kultur der Vor-Ort-Entscheidungen von den verbindenden Mitarbeitern auf der nächsthöheren Stufe akzeptiert und gefördert wird.